Wege des Wissens

Wissenstransfer

Verschlungene Pfade und Weitergabe von Macht

Die ersten Nachweise menschlicher Präsenz reichen in Europa schon mehr als 800.000 Jahre, bis nach Britanien, um den Fundort Happisburgh, nördlich des 45. Breitengrades zurück. Die als Homo antecessor (Gran Dolina) in Spanien klassifizierten Individuen gelten für den Entdecker Antonio Rosas als die eigentlichen Vorfahren des Neandertalers. Klimatische Veränderungen sorgten offensichtlich immer wieder für sich verschiebende Ansiedlungen in Mittel- und Nordeuropa.  

Frühere Landbrücken, wie die Gibraltarschwelle, Doggerland und über den Bosporus machten das Wandern in ferne Lande schon damals einfacher.

Besiedlung Europas

Mit dem Rückgang der Eisschilde in Nordeuropa beginnt eine neue, sich rasant ausbreitende Besiedlung.

Wie weit die Wanderungsbewegungen, in welcher Zeit, tatsächlich stattfanden erschließt sich durch immer neue Funde sowie moderner werdende Nachweismethoden erst nach und nach.

Vor 40.000 Jahren beginnt die Verdrängung (Vermischung - Oase-Höhle im Südwesten Rumäniens) des Neandertalers, der vor 20.000 Jahren nur noch in Spanien nachweisbar ist.

Mit der sogenannten Neolithischen Revolution wird einer der wichtigsten Umbrüche der Menschheitsgeschichte markiert. Im 10. Jahrtausend v.Chr. beginnt im heutigen Iran die Domestizierung von Ziege, Rind und Schaf und es begann der Ackerbau. Wenig später ist die Wanderungsbewegung in Richtung Westen nachweisbar. Die umfassende Besiedlung durch sesshaft werdende Menschen bis nach Mitteleuropa beginnt.

Auf allen Wegen "reisen" religiöse Vorstellungen, Kultobjekte, Rituale mit, verbreiten sich und nehmen kulturellen Einfluss. Die damalige Sicht der Welt und Vorstellungen sind kaum nachvollziehbar.

Bei Stonehenge gefundene Skelette (aus 2400 v.Chr.) stammen nachweislich, durch Isotopenuntersuchung festgestellt, von Menschen aus Mitteleuropa (Schweiz/Östereich). Es kann demnach  von großen Wanderungsbewegungen, zu Kultstätten / spirituelle Zentren, ausgegangen werden.

Stonehenge - Observatorium

Schon in der Bronzezeit (2200 bis 800 v.Chr.) rückte die Welt zusammen. Allein die Masse der Rohstoffe, welche die Bezeichnung der Bronzezeit ausmachen (Kupfer und Zinn) machten es erforderlich weite Wege auf sich zu nehmen. Zu Wasser und zu Lande wurden auf dem afrikanischen sowie asiatischen Kontinent bis in den europäischen Norden (Zinn aus Britanien) Rohstofflagerstätten erschlossen und ausgebeutet als auch Handelspartner gesucht. Die Wege führten über die höchsten Gebirge, durch Wüsten, mit Schiffen an den Küsten entlang, auf den Flussläufen landeinwärts, bis in neue fremde Machtzentren.

Nach und nach entwickelten sich Handelswege; Waren wurde ausgetauscht, Technologien übernommen und Wissen vermittelt. 

So nimmt auch astronomisches Wissen seinen Weg, über ferne Handelsrouten. Eine handliche Himmelsscheibe nimmt da auf einem Transport nicht viel Platz weg.

Damit verbunden auch immer die Ausübung von Macht. Wer die Zeitpunkte für eine Sonnen- oder Mondfinsternis voraussagen konnte, Aussaat- und Erntezeit zu bestimmen in der Lage war oder Kult- und Feiertage festlegte, der gewann an Bedeutung, nahm Einfluss und genoss Autorität.

Bernsteinstraße durch Europa

Kleine Machthaber als auch große Imperien dürstete es immer mehr nach Erlesenem, nach seltenen und wertvollen Gütern. Das streben nach Reichtümern nahm stetig zu, was nicht nur Gold, Silber, Kupfer und Zinn betraf. Heute wissen wir auch um die sich entwickelten Vernetzungen von Handelswegen zum Erwerb von Salz und Bernstein bis weit in den Norden.  

Reiseberichte aus dem antiken Ägypten zeugen von Wanderungen über die Alpen und Fahrten bis ins Baltikum, um das begehrte Harz (Bernstein) zu bekommen. Vor 3500 Jahren, auf 5000 km langen Handelsrouten.

z.B. Bernsteinstraße

Bernstein aus Bitterfeld (Tagebaufund)

 

 

Bernstein, das "Gute Zeug", finden wir auch in Sachsen-Anhalt (Bitterfeld).

Da wo heute noch nach Braunkohle gebaggert wird und wo vielleicht auch früher schon der ein oder andere Vorfahre Kohleabbau unter Tage betrieb.

Eine Zeit für Handel und Entdeckungen war angebrochen. Menschen verglichen sich bei ihren Begegnungen und  Interessen wurden sicherlich geweckt. Von der Übernahme oder Modifikation der Kleidung über Architektur, Religion, Götter und Kulte war alles möglich. 

Wie intensiv sich Kulturen beeinflussten, sich Vorstellungen wandelten und damit die damalige Sicht auf die Welt stetig veränderte, dass ist für uns nur schwer nachvollziehbar.


Sichere Handelswege, ob für Edelmetalle, Felle, Salz oder Bernstein, entstehen und bestehen durch gefestigte Allianzen, friedliche Koexistenz und Respekt. Dies trifft selbstverständlich auch auf die Kulturen in weiter Ferne zu, welche direkt oder indirekt am Handel beteiligt sind bzw. in der Einflusssphäre dessen liegen. Vernetzungen zerreißen aber noch viel schneller, wenn sich Machtgefüge verändern, Interessen verschieben oder Beziehungen nicht regelmäßig gepflegt werden.

Errungenschaften gehen dann verloren und manch Wissen oft für lange Zeit !