Schein und Sein

Wie blickten die Erschaffer selbst auf die Himmelsscheibe? Welche Hinweise gibt uns der Himmelsdiskus?

Himmelsscheibe, in verschiedenen Phasen ihres Seins ergänzt
Himmelsscheibe von Nebra

 

Sonne, Mond, Sterne und ein Boot? 

Ist es ein Boot, welches auf der Himmelsscheibe dargestellt sein soll? Ich würde dann weder den Ort und schon gleich gar nicht den Herrn der Himmelsscheibe in Mitteldeutschland suchen. Verabschieden wir uns von dem Gedanken, den Schmiedeplatz oder auch den Fürsten aus vielen Generationen, an vielen möglichen Sitzen jener Herrscher zu  finden. Die notwendige Fülle an Indizien für eine Auftragsvergabe oder den Besitzstand wird uns wohl für immer verwehrt bleiben.

Doch vielleicht sind es die ableitbaren Azimutwerte, die uns Aufschluss geben, welche Reise die Himmelsscheibe einmal gemacht haben könnte. War sie ein wertvolles Mitbringsel in einer Wanderungsbewegung aus dem Norden? Schon das Wissen um deren Weiterentwicklung bzw. Anpassung durch das Anbringen von zwei Randbögen lässt womöglich einen solchen Schluss zu. Erschaffer aus dem Norden haben vielleicht ein Boot auf der Himmelsscheibe haben wollen. Die Anerkennung eines dargestellten Bootes auf der Himmelsscheibe gibt uns leider keine Auskunft, wo Norden oder Süden sein soll. Später angebrachte Randbögen lassen nur die aktuelle Interpretation zu, dass aus heutiger Sicht Norden über dem „Boot“ sei. Unser moderner Blick ist von Karten, Kompass und GPS geprägt. Die ursprüngliche Interpretation der Himmelsscheibe verleitet und deren bestimmte Präsentation ermutigt uns dazu.

Sonne, Mond, Sterne und ein Regenbogen!

In den Kulturen unserer Vorfahren in Europa spielte der Mond über Jahrtausende eine besondere Rolle und die Sonne weit weniger. 

Mondkalender sind bewiesen älter als Sonnenkalender, da sie sich an einer sehr zuverlässigen, beobachtbaren Himmelserscheinung, den Mondphasen, orientieren. Die Sonnenphasen hingegen, zum Beispiel die Äquinoktien oder die Solstitien sind ungleich schwerer festzustellen. Die Phasen des Mondes haben eine synodische Monatsperiode, mit einer durchschnittlichen Länge von 29,53059 Tagen (Schwankung zwischen etwa 29,27 und 29,83 Tagen). Damit ist das kalendarische Mondjahr 354 Tage lang (6·29 + 6·30). Zur Anpassung ist das kalendarische Mondjahr etwa alle drei Jahre um einen Tag länger. Eine Schaltregel dazu ist nicht nötig, weil sich der Beginn jeden Mondmonats aus der Beobachtung und nicht aus einer Berechnung ergibt.

 

Regenbogen über den Burgstetten bei Niemberg, Saalekreis

Der Regenbogen, welcher in der germanischen Mythologie die schwankende Himmelsstraße der Götter ist, verbindet die Erdenwelt mit dem Himmelreich. Von der Erde zum Himmel, also da wo der Mond und die Sonne das Himmelsbild bestimmen.

Folgen wir der Annahme, dass uns die Erschaffer der Himmelsscheibe darauf hinweisen wollen, vom Zentrum (der "Sonne") in Richtung Halbmond zu blicken (von der Erde zum Himmel). Dies würde folgerichtig bedeuten in Richtung Süden zu schauen, denn am südlichen Himmelszelt ziehen Sonne wie Mond ihre Bahnen und erreichen dort auch den Zenit.

Mond - Regenbogen - Erde
Die Himmelsscheibe neu betrachtet

               Halbmond - Regenbogen - Erde!

Da schmieden ein paar kluge Köpfe ihrer Zeit ein Instrument zur Unterstützung der Himmelsbeobachtung und die als Mondsichel und Sonne interpretierten Symbole müssten etwas andersherum stehen, damit die Sonne den Mond von der richtigen Seite beleuchtet und somit auch der Schatten richtig fallen müsste. Auf der anderen Seite!

Handelt es sich nicht um eine Sonne? Wird mit der vermeintlichen Sonne die Erde-Menschenwelt dargestellt? Ein zentraler Punkt, Zentrum, Ort?

Eine spirituelle Landschaft

Landsberg - Saalekreis

Das der Schwerzer Berg ein Zentrakheiligtum war und das an diesem Ort offensichtlich über Jahrtausende den Göttern gehuldigt wurde ist lange bekannt. Die letzten konkreten Überlieferungen stammen aus dem Mittelalter. Berichtet wird von einem slawischen Zentralheiligtum zu Ehren des Gottes Svantovit (Kriegsgott) über  Svarožić (Sohn des Gottvaters) auch Radegast genannt.

 

Der Berg wurde bis ins Mittelalter auch als Glockersberg, abgeleitet vom Blocksberg, bezeichnet und galt als Hexentanzplatz. Heute ist er kaum noch vorhanden; die Erhebung besteht fast nur noch aus Erdhalden und eben aus einem tiefen Loch.

Es ist kaum ein besserer Ort als der Schwerzer Berg vorstellbar, um rituelle Feiern, damals wie heute abzuhalten.

In Kombination der umliegenden Hügel, sind von diesem einen Punkt, die großen wie kleinen Mondwenden als auch die Winter- und Sonnenwenden symmetrisch am Horizont, über und um die Porphyrkuppen als Landmarken einfach zu verorten.