Völker und Kulturen

Völker-Spuren und Kulturen

Ein Blick zurück - Fundbilder


Über viele Jahrtausende haben sich Menschen auf den Weg gemacht, um ihre Lebensbedingungen zu verbessern. Die Erschließung neuer Siedlungsräume kann vielfältige Gründe haben, von ergiebigen Jagdgebieten bis hin zu fruchtbarem Land, um sesshaft zu werden. Spinnen wir den Faden weiter, so fallen uns noch klimatische Veränderungen, mangelndes Nahrungsangebot, Erschließung neuer Rohstoffquellen/Einnahmequellen, Verdrängung durch andere, durchsetzungsfähigere Gruppen (Gewalt/Konflikte) als auch die Durchsetzung eigener Machtansprüche ein.

Die Sicherung der ortsgebundenen Landwirtschaft machte auch die bewaffnete Absicherung nach außen notwendig und brachte damit auch neue hierarchische Strukturen mit sich.

Landsberg im Saalekreis / Gütz mit Gützer Kirche
Gützer Berg und Spitzberg

Am Spitzberg, zwischen Landsberg und Hohenthurm gelegen, lassen sich mindestens vier archäologische Kulturen nachweisen.

Die Baalberger Kulturgruppe ist die chronologisch erste und wurde innerhalb des Grabhügels nachgewiesen (3.800 u. 3.400 v.Chr.). Eindeutige Siedlungsfunde dieser Gruppe wurden bisher nicht erbracht, nur eine Bestattung.

Die Salzmünder Kultur kann sowohl in einen Zusammenhang mit Grab- als auch mit Siedlungsfunden gebracht werden. Das am Grabhügel anschließende Erdwerk ist ein Indiz dafür, dass die Niederlassung befestigt war und sich der Kern des Areals am Südhang befand. Da sich einige Funde der Salzmünder Gruppe typologisch mit solchen der Bernburger Gruppe überschneiden, kann angenommen werden, dass sich deren Aktivität auf die Zeit um 3200 bis 3000 v.Chr. beziehen lässt.

Das schnurkeramische Grab auf der Anhöhe des Spitzbergs ist das einzige seiner Art in der näheren Umgebung. Siedlungsfunde dieser Kultur sind bisher nicht bekannt. Aufgrund der Lage des Grabes kann davon ausgegangen werden, dass mit der schnurkeramischen Bestattung eine Erweiterung des Grabhügels einherging.

Gräber der Lausitzer Kultur sind am häufigsten anzutreffen und konzentrieren sich – bis auf eine Ausnahme – auf das Urnengräberfeld im Südwesten der Porphyrerhebung. Die vermutete Siedlung wird weiträumig durch Erdwerke begrenzt. Siedlungsfunde beweisen die Existenz von metallverarbeitendem und salzsiedendem Handwerk. Alle Funde können der ausgehenden Bronzezeit (1200 bis 800 v.Chr.) zugeordnet werden.

 

Der Spitzberg ist mit seinen zahlreichen historisch bedeutsamen Artefakten keine Ausnahme in diesem Gebiet. In und um Landsberg wurden während der letzten 150 Jahre viele Funde gemacht, die das Ausmaß der damaligen Besiedlungsdichte nur erahnen lassen.

Regenbogen, Landsberg Saalekreis, Spickendorf

Auf dem Dachsberg östlich von Hohen stand ursprünglich ein Grabhügel, der aber heute nicht mehr existiert. 

Brachstedt und Niemberg, Landsberg im Saalekreis

Direkt in Brachstedt liegt ein weiterer Grabhügel (nicht geöffnet).

Geisterhügel nördlich von Brachstedt (Landsberg - Saalekreis)

An einem Feldweg nördlich des Brachstedter Ortsteils Hohen liegt der Geisterhügel. Er wurde auf dem Steinberg errichtet. Der Grabhügel selbst hat eine Höhe von 3 m und einen Durchmesser zwischen 20 und 25 m.

Menhir auf dem Geisterhügel (ungeöffnetes Hügelgrab)

Der den Geisterhügel krönende Menhir besteht aus Quarzit. Er hat eine Höhe von 160 cm, eine Breite von 60 cm und eine Tiefe von 50 cm. Er ist pfeilerförmig mit annähernd quadratischem Querschnitt

Völker und Kulturen

Kelten

Verbreitung keltischer Völker und Sprachen:

   Gebiet der Hallstatt-Kultur im 6. Jahrhundert v. Chr.

   Größte keltische Ausdehnung, um 275 v. Chr.

   Lusitania (keltische Besiedlung unsicher)

   Die „sechs Keltischen Nationenin denen es bis in die Frühe Neuzeit 

    eine signifikante Anzahl Sprecher keltischer Sprachen gab.

   Das heutige Verbreitungsgebiet keltischer Sprachen

https://de.wikipedia.org/wiki/Kelten#Hallstatt-Kultur

 

Kelten in Europa

Germanen

Der Begriff der „Germanen“ ist im historisch-antiken Schrifttum verwurzelt und war wie viele Volksbezeichnungen der frühen Geschichte mit Unschärfen belastet und Entwicklungen unterworfen. Die antike Geografie kannte bis zur Zeit von Julius Caesar im „Barbaricum“, nördlich des Mittelmeerraumes, nur die „Kelten“ im Norden und Nord-Westen als auch die „Skythen“ im Osten. Andere Völker spielten in der antiken Wahrnehmung des nördlichen Alpemraumes bis dahin keine bedeutsame Rolle. Mit seinem Werk, „Der Gallische Krieg“, oder Commentarii rerum gestarum Galliae bzw. Commentarii Gallici belli, wie Caesar es selbst nannte, etablierte er das Volk der Germanen, die bis dahin als Untergruppe der Kelten galten. Es gilt als gesichert, dass dies aus politischem Interesse erfolgte, um damit den ohnehin schwierigen und kräftezehrenden Eroberungen im keltischen (gallischen) Raum eine natürliche Begrenzung zu verleihen. Die nun nicht in große Schlachten verwickelten und weniger fremden Glaubenseinflüssen ausgesetzten  „Germanen“ konnten damit ihre etablierten Traditionen pflegen, sich weiter ihrer gewachsenen Religion widmen und ihre Spiritualität leben. Caesar, der „Geburtshelfer“, einer sich aus „unzivilisierbaren Waldbewohnern“ zur stolzen Gemeinschaft entfaltenden und erfolgreich entwickelnden Nation.


Historisch werden die Germanen aus heutiger Sicht um 750 vor unserer Zeitrechnung fassbar. So in Skandinavien und entlang der Ostseeküste, von der Weichsel bis zur Kieler Bucht. Im 3. Jahrhundert v.Ch. werden den Germanen auch Stämme von den nördlichen Karpaten, Alpen und östlich begrenzt durch die Weichsel bis in die westlichen Gebiete über den Rhein zugeordnet, grenzend an keltisches Land.

Ab dem ersten Jahrhundert unserer Zeitrechnung berichtet der römische Schreiber Tacitus sehr ausführlich über die germanischen Stämme. Er war Stabsoffizier einer Legion (tribunus militum) unter Kaiser Titus, dann hoher Verwaltungsbeamter (Quästor)

unter Domitian und in sich fortsetzender Karriere sehr erfolgreich. Er fertigte Karten zur Ausdehnung germanischer Stammesgebiete, und beschreibt die Menschen, deren Lebensgewohnheiten, Landschaft, Kult und Rituale.

(z.B. Fürstengrab von Quetzdölsdorf - Hermunduren) 

Fürstengrab von Quetzdölsdorf

Das germanische Fürstengrab, vermutlich 65-90 n.Ch., wurde 1982 bei Bauarbeiten in Quetzdölsdorf (Sachsen-Anhalt) entdeckt. Reichliche Grabbeigaben wurden geborgen. Das nicht Auffinden von Waffen, bis auf einen Messergriff, lässt auf eine hochgestellte Persönlichkeit, eines Mannes schließen, welcher nicht der hin und wieder beschriebenen Kriegerkaste angehörte.

 

Dieses elbgermanische Körpergrab wird von der historischen Forschung den Hermunduren zugeordnet (Lübsow-Gruppe) und ist nicht, vom seinerzeit üblichen Kriegerethos inspiriert, ausgestattet worden.

Germanischen Stämme zwischen 50 und 100 n. Chr.

Von Ziegelbrenner - own drawing/Source of Information: Putzger – Historischer Weltatlas, 89. Auflage, 1965; Westermanns Großer Atlas zur Weltgeschichte, 1978., CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=5460905 / Karte - Tacitus

Im Land Hermunduri

Archäologie

Hermunduri

 

Bei Großromstedt in Thüringen wurde ein großes germanisches Brandgräberfeld der späten vorrömischen Eisenzeit (2. Hälfte des 1. Jahrhunderts v. Chr.) und der frühen Römischen Kaiserzeit entdeckt und in den Jahren von 1907 bis 1913 ausgegraben. Es ist namen gebend geworden für die Großromstedter Kultur, die in der älteren Forschung mit den Hermunduren verbunden wurde.

In Thüringen wurden archäologische Funde elbgermanischer Provenienz, wie die von Fibeln, eisernen Waffen, Terrinen, Schalenurnen und rädchenverzierten Keramikteilen bislang zumeist als hermundurisch gedeutet. Man nahm an, dass diese von der Elbe her allmählich nach Süden und Südwesten einwanderten und die dort siedelnden Kelten über den Thüringer Wald abdrängten, sofern sie sich nicht mit ihnen vermischten.

 

Für 51 n. Chr. sind Kämpfe an der Donau belegt, in denen die Hermunduren unter ihrem Fürsten Vibilius den Usurpator Katualda stürzten. Im Jahre 58 n. Chr. wird von einem hermundurischen Sieg über die Chatten in der legendären Salzschlacht berichtet, in der es wahrscheinlich um die Salzquellen an der Werra oder der Saale ging. Zuletzt erhält man 166 n. Chr. bis 180 n. Chr. Kenntnis von der Teilnahme der Hermunduren an den Markomannenkriegen auf Seiten der aufständischen Markomannen und Quaden gegen Marcus Aurelius.

Literatur

Laut 38. Kapitel der Germania von Tacitus, aus dem Jahre 98 n. Chr., zählten alle elb- und ostgermanischen Stämme südlich des Mare Suebicum (Ostsee) zwischen Elbe und Weichsel (von der Donau bis zur Ostsee) zu dem Stammesbund der Suebi. Er zählte die Semnonen, Langobarden, Reudigner, Avionen, Anglier, Variner, Suardonen, Nuitonen, Hermunduren, Naristen, Markomannen, Quaden, Marsigner, Burer und die Lugier zu ihnen.

Die Hermunduren galten ihm als das „vorderste“, die Semnonen als das „edelste, angesehenste und älteste“ und die Langobarden als das kühnste unter den suebischen Völkern.

Diese 3 vereinten in sich wahrscheinlich wiederum kleinere Stämme, Bünde, größere Familienclans und traten, gegebenenfalls vereint geführt, als regionale Hegemonialmächte in Erscheinung.

In der Einleitung seiner Schrift erwähnt Tacitus, dass die Sueben möglicherweise direkt von Mannus abstammen, dem Stammvater aller Germanen und Sohn des der Erde entsprossenen Gottes Tuisto. Tacitus bezeugt, dass die Semnonen als das Stammvolk der Sueben (vetustissimi Sueborum) galten.

Der griechische Gelehrte Claudius Ptolemäus beschreibt um 150 n. Chr., in der Germania magna, die Sueben ebenfalls als ein Sammelbegriff für viele Stämme.

 

Julius Caesar erwähnte die Sueben bereits 200 Jahre früher, als er die, unter Führung von Ariovist, nach Gallien eingedrungenen Sueben (im Jahr 58 v. Chr.) in einer Schlacht am Rhein besiegte. In seinen Berichten begreift er als Sueben die östlich der Ubier und Sigambrer wohnenden Germanen und berichtet, dass sie 100 Gaue mit je 1000 streitbaren Männern gezählt, aber sich bei seinem Rheinübergang weit nach dem Wald Bacenis (die deutschen Mittelgebirge, die nach Caesar die Sueben von den Cheruskern trennten), zurückgezogen hätten.

Elbgermanen

Als Elbgermanen bezeichnet man aufgrund archäologischer Funde germanische Stämme, deren Siedlungsgebiet sich von der Elbmündung beiderseits des Flusses bis nach Böhmen und Mähren erstreckte, wobei es im Vorfeld der so genannten Völkerwanderung offenbar zu einer Migration vom Nordwesten elbaufwärts kam, bis die einzelnen Gruppen dort gegen 200 n. Chr. an den römischen Donaulimes stießen. Zu den Elbgermanen zählt man heute die Semnonen, Hermunduren, Quaden, Markomannen und Langobarden. Historisch werden sie unter Vorbehalt am ehesten immer noch mit den suebischen Stämmen gleichgesetzt. 

 

In den Quellen verliert sich die Spur der Sueben im 2. Jahrhundert, bevor ihr Name in späteren Quellen wieder auftaucht. Sie nahmen an der sogenannten Völkerwanderung teil und Teile von ihnen gelangten bis auf die Iberische Halbinsel.

Völkerwanderung vom 2. bis 6. Jahrhundert

Mit der großen Völkerwanderung in Europa (z.B. Vandalen bis Afrika, Gothen zum Schwarzen Meer, Sachsen nach Britanien) fand ein sehr extremer, zeitlich relativ schneller, wie großräumiger Wandel statt. Vordergründig muss bei dieser Wanderungsbewegung der kriegerische Aspekt gesehen werden. Es fand eine Umgestaltung Europas statt, welcher Kulturräume zerfallen ließ, gesellschaftliche Strukturen aufbrach und Herrschaftsgebiete zu Fall brachte. Dieser Transformationsprozess schuf neue ethnische Identitäten und ebnete den Weg in das frühe Mittelalter.


Das frühe Mittelalter um Landsberg

Ostgermanische Wanderungsbewegung (Slawen/Wenden)

Slawenburg Raddusch
Slawische Rundburg (auf Mühlberg - Schwerz nachgewiesen) Raddusch

Nachdem in der Völkerwanderungszeit die germanischen Stämme ihre Siedlungsgebiete östlich der Elbe verlassen hatten, wurden diese ab dem 6. bis 7. Jahrhundert von Slawen (Ostgermanen) besiedelt, die aus den Gebieten des heutigen Tschechien und Polen kamen. Sie ließen sich neben verbliebenen Germanen nieder und bildeten Stammesverbände auf ca. einem Drittel Deutschlands. Am 29. Juli 961 schenkte König Otto I. dem Kloster des Heiligen Moritz in Magdeburg alle von den Christen zu entrichtende Zehnten der Slawengaue Neletici, Quesici, Zitici, Nudcici und Siusile. In der entsprechenden Urkunde heißt es: "...Siusile, inqua est civitas Holm nominata..." (Siusile, in dem der Hauptburgort Holm genannt wird..."). Dieser Hauptburgort Holm ist identisch mit dem heutigen Landsberg.

Eine Probegrabung im September 1933 legte die umfangreiche Befestigungsanlage zum Teil frei.Der eindrucksvollste Fund war eine gut erhaltene weibliche Schädelbestattung. In dem 26 cm hohen Gefäß, fanden sich neben dem Schädel noch die ersten fünf Halswirbel. Der fünfte Halswirbel zeigte eine glatte Schnittfläche, die die Vermutung eines gewaltsamen Todes nahelegte. Die Chronik des Merseburger Bischofs Thietmar scheint den Verdacht zu bestätigen. Thietmar schreibt hier, daß zur Zeit seines Vaters, als dieser noch Heide war, jede Frau ihrem toten Gemahl, der auf dem Scheiterhaufen verbrannt war, in den Tod durch Enthaupten nachfolgte. Die Grabungen ergaben, daß die doppelte Wallanlage weiträumig den Berg umspannte und im 9. und 10. Jahrhundert dicht besiedelt war.

 

Im 8. Jh. begann die bäuerliche, deutsche Ostbesiedlung, die um 1300 auslief. Sie erstreckte sich nicht nur auf die späteren Gebiete des Römischen Reichs Deutscher Nation, sondern auch auf das westliche Polen, auf Böhmen, Ungarn und Rumänien. Während die deutsche Ostsiedlung auch auf die Initiative der Landesherren dieser Siedlungsgebiete zurückging, wurden im 10. bis 12. Jahrhundert von deutschen Fürsten Gebiete östlich der Elbe mit wechselndem Erfolg militärisch erobert und politisch annektiert. Der slawische Widerstand zeigt sich am deutlichsten am großen Slawenaufstand von 983und dem Aufstand der Obodriten ab 1066. Die slawische Bevölkerung wurde bis auf die sorbischen Enklaven assimiliert.

Wenden ist eine veraltete Bezeichnung für Slawen im deutschsprachigen Raum. Die seit dem 12. Jahrhundert gebräuchliche Volksbezeichnung geht auf althochdeutsche Vorläufer zurück und diente den Verwendern als Fremdbezeichnung zur Abgrenzung von „den Anderen.“ Wenden bezeichnete neben den slawischen Bewohnern von Gebieten entlang und östlich der Elbe(„Elbslawen“) auch Slawen nördlich der Donau, in der Oberpfalz und in Oberfranken sowie in den Ostalpen. In der Niederlausitz wird der Begriff teils bis heute für die Sorben verwendet. Die Bevölkerung der Steiermark und Kärntens bezeichnet ihre slowenischen und kroatischen Nachbarn bis heute als „Windische.“ (https://de.wikipedia.org/wiki/Wenden)